Vom Beckumer Zementkopp zum integral-systemischen Coach - Rolf Lutterbeck

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Vom Beckumer Zementkopp zum integral-systemischen Coach

1954
Ich bin im Münsterland geboren und in der Zementstadt Beckum aufgewachsen. Durch die vielen Zementwerke in der Stadt war in meiner Kindheit häufig viel Zementstaub in der Luft und dann alles von einer feinen grauen Staubschicht überzogen. Filteranlagen, wie sie heute vorgeschrieben sind,  gab es damals natürlich noch nicht. Daher sind Beckumer nicht nur sture Westfalen, sondern durch die „gute Luft" auch „Beckumer Zementköppe".

Meine ersten Lebensjahrzehnte verbrachte ich somit in einer sehr konservativen Umgebung, einer „blauen" Kultur (wie man das Umfeld im Entwicklungs-Modell Spiral Dynamics einstufen würde). Passend dazu ging ich auf das damals noch althumanistische Gymnasium (der Film „Die Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann könnte glatt an diesem Ort gedreht worden sein). Althumanistisch heißt großes Latinum, sprich 9 Jahre Latein. Ich hatte aber das Glück, zum ersten Jahrgang zu gehören, der in der Obertertia zwischen Alt-Griechisch und Französisch wählen durfte, ein erster Schritt des Gymnasiums in die „orange" Stufe - die Moderne.
Ab meinem 15ten Lebensjahr bin ich äußerst intensiv zwei Jahrzehnte lang geritten und war an vielen Wochenenden auf Turnieren im Kreis Warendorf unterwegs (Kat. A und L). Schwerpunkt war der Springsport. Im Bereich Dressur war ich mehr als Coach unterwegs und habe andere auf Turnierprüfungen vorbereitet und sie begleitet.

1972

Nach dem Abitur
studierte ich Informatik in Dortmund (nicht in Münster – dort gab es diesen Studiengang nicht) und war danach lange Zeit als Software-Entwickler und Projektleiter in einem internationalen Unternehmen in Neubeckum tätig. Fast neun Jahre war ich hier beschäftigt und saß mitten in einem Großraumbüro. Hier wurde ich allmählich von den Vorgesetzten und mehr noch durch die Kollegen zum Bürokraten erzogen. Als ich mich dann eines Tages um 15:55 Uhr vor der Stechuhr erwischte, wo ich zusammen mit mehreren Arbeitskollegen wartete, bis wir um 16 Uhr zum Ende der Kernarbeitszeit endlich abstempeln konnten, kündigte ich kurze Zeit danach. Meine Kollegen versuchten vergeblich mich zu überreden, doch wenigstens die 10 Jahre „voll zu machen", damit ich später eine Betriebsrente bekomme. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass mir dann vielleicht der Absprung nicht mehr gelingen würde. Heute im Rückblick muss ich an die Metapher vom Frosch im Kochtopf voller Wasser denken, der bei ganz langsamer Erhitzung des Wassers nicht aus dem Topf herausspringt - bis es dann zu spät ist.

1990

Ein großer Wendepunkt
Das Jahr 1990 war ein großer Wendepunkt. Ich fand eine Führungsaufgabe in Frankfurt und zog mit meiner Frau nach Bad Homburg, eine Stadt, die im Vergleich zu Beckum „weltoffen" ist (bitte nicht lachen!). Während in Beckum mein Umfeld mich ständig in meiner Entwicklung bremste und ich im Beckumer Reitverein mit meiner rationalen, andersdenkenden Art fast schon sozial auffällig war, konnte ich nun mein „oranges", rationales, leistungsorientiertes Ich ausleben und Karriere machen. Das Umfeld hat schon großen Einfluss auf die persönliche Entwicklung.

Der neue Hausarzt in Bad Homburg war zufällig auch Ayurveda-Arzt und TM-Lehrer. Er empfahl mir aus gesundheitlichen Gründen zu meditieren. Anhand von wissenschaftlichen, sehr beeindruckenden Studien konnte er mir die Wirksamkeit von TM (Transzendentale Meditation) beweisen. Das Angebot, dass meine Frau an der Einführung kostenlos teilnehmen konnte, überzeugte mich endgültig.  

Achtung: Meditation verändert einen
Seit 1990 meditiere ich nun zweimal am Tag circa 20 Minuten (mehr zu Meditation hier). Das verändert einen – gaaanz subtil. Allmählich wurden meine Sinne feiner, ich wurde sensibler und andere Dinge im Leben wurden mir wichtig. Ich entwickelte mich vom „orangen", rationalen Zielerreicher zum „grünen", sensiblen, postmodernen Pluralisten (die Farben sind wieder aus dem Entwicklungsmodell Spiral Dynamics). Statt meine IT-Kompetenz zu vertiefen, begann ich 1995 eine NLP-Ausbildung (Neurolinguistisches Programmieren) und lernte so die Programmiersprache für den Bio-Computer Gehirn. Da man durch die vielen NLP-Übungen sehr viel auch an eigenen Themen „arbeitete", verstand ich plötzlich, warum ich noch Angestellter war. Bis zu diesem Zeitpunkt war Selbstständigkeit für mich negativ besetzt, da sowohl mein Vater als auch mein Großvater Unternehmer waren, allerdings trotz 60-70 Stunden pro Woche war das Geld bei ihnen immer knapp.

1996

Der Schritt in die Selbstständigkeit
1996 machte ich mich selbstständig und bewies mir, dass das auch mit genügend Umsatz und viel Freizeit geht. Zunächst war ich noch als Unternehmensberater im IT-Umfeld tätig, zog mich aber immer mehr aus Projektleitungsaufgaben heraus und wurde mehr zum Coach der Projektleiter und Führungskräfte. In dieser Zeit durchlief ich die gesamte NLP-Ausbildung bis zum NLP-Lehrtrainer und anschließend noch eine dreijährige, sehr tiefgehende Ausbildung zum visionsorientierten Veränderungsberater.  Hier erlebte ich das erste Mal Familien-Aufstellungen und  begriff, wie stark das Herkunftssystem auf das ganze Leben wirken kann. Allerdings war diese doch sehr emotionale und teilweise tränenreiche ("grüne") Art der Aufstellung für meine (weitgehend noch "orangen") Business-Kontexte nicht ganz anschlussfähig (im konventionellen Business sind Tränen immer noch tabu).

2000

Strukturaufstellungen passen zu mir
Anwendbar wurde die Methode für mich erst einige Jahre später. Im Jahr 2000 sah ich zum ersten Mal auf einem Kongress Strukturaufstellungen von Prof. Varga von Kibéd und seiner Frau Insa Sparrer und meldete mich noch im selben Jahr zur Ausbildung beim Sommercamp in Héviz (Ungarn) an. Schon ein Jahr später gehörten Strukturaufstellungen zu meinem systemischen Coaching und seit 2003 bilde ich in dieser Methode aus (IOSA), inzwischen zusammen mit meiner Frau Vera.

Da die Strukturaufstellung mit Unterschiedswahrnehmung statt Gefühlsabfragen arbeitet - d.h. die Repräsentanten werden gefragt: „Was hat sich verändert? Geht es Dir besser, schlechter, gleich oder anders?" – lässt sich diese Art in allen Kontexten - angepasst an „blau", „orange" und „grün" - anwenden. Wie Steve de Shazer sagte: "Jeder Mensch kann sagen was besser ist, ohne dass er sagen kann, was gut ist!".

Der Übergang zum Integralen
Nachdem ich seit Mitte der 90er-Jahre immer wieder auf den Namen Ken Wilber, einen amerikanischen Philosophen,  und seinen „Integralen Ansatz" gestoßen war, fiel mir im Jahr 2000 ein Buch von ihm in die Hände, das mich fesselte (3 Jahre vorher war er mir noch zu schwer gewesen). Dies führte dazu, dass ich begann, alles zu lesen, was von ihm geschrieben worden und ins Deutsche übersetzt worden ist (in den letzten Jahren lese ich auch viele Artikel im Original, da ich nicht warten will, bis es irgendwann einmal übersetzt ist). Wieder eröffnete sich für mich eine neue Denkwelt, die über das systemisch-konstruktivistische Denken der Postmoderne hinausgeht. Das Integrale ist eine Synthese aller prämodernen, modernen und postmodernen Theorien, eine Einheit der Vielfalt. Vom „grünen", systemischen Coach entwickelte ich mich zum „gelben" integral-systemischen Coach (s. Grafik „Integramm" als integrales Profil eines Klienten).

2002

Schwerpunkt verlagert sich zum Coaching und Training
Das Thema IT-Beratung verschwand ab dem Jahr 2002, als die Projekte zum Thema Jahrtausendwechsel und Euro-Umstellung ausliefen. Meine Unternehmensberatung richtete sich nun mehr an systemisch- und integral-interessierte Geschäftsführer, Unternehmer und Führungskräfte verschiedener Branchen.

Ich entwickelte zwei Ausbildungs-Säulen: zunächst Integral-operationale Strukturaufstellungen und etwas später die sehr praxisorientierte Ausbildung Integrales Handeln. Außerdem bot ich Seminare zu den Themen Partnerschaft und Erfolg/Geld/Reichtum an.

2015

Schwerpunkt meiner heutigen Arbeit sind integrale Seminare und Ausbildungen und Coaching (private und berufliche Einzelsitzungen). Hier kooperiere ich inzwischen intensiv mit meiner Kollegin Ute Berghäuser (mediale Analysen, Energiearbeit). Beratung biete ich nur noch Unternehmen mit reifer Wertekultur an.

Durch die intensive Beschäftigung mit Entwicklungsmodellen wie „Spiral Dynamics" von D. Beck und C. Cowan, „Ego Development" von Susanne Cook-Greuter und seite 2015 "StAGES" von Terri O'Fallon ist mir bewusst, dass Bewusstseins-Entwicklung nicht mit der Stufe integral („gelb" bei Spiral Dynamics) endet. Für Spiral Dynamics und StAGES biete ich seit einigen Jahren viertägige Intensiv-Seminare an. Bei meinen integralen Retreats , teilweise zusammen mit Wulf Mirko Weinreich fokussiert sich meine Arbeit auf integrale Spiritualität, Selbstfindung durch verschiedene Formen von Meditation (klassische Atem- & Mantra-Meditationen,"westliches" Brainwave-Entrainment, Big Mind-Prozess,…), mentale Reflexionsübungen und „Schattenarbeit" mit Aufstellungen.

Die Reise geht für mich vermutlich weiter Richtung „türkis" ...

Elternhaus in Beckum
Elternhaus in Beckum
Mit Mandy im L-Parcours
Rolf mit Mandy beim Mauersprung
Thai-Sala-Tempel in Bad Homburg
Thai-Sala Bad Homburg
Integrale Strukturaufstellung
Ken Wilber
Beispiel-"Integramm" (integrales Profil)
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